Selahattin Demirtaş
Jamal
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Beschreibung
Ich habe ihn an einem Müllcontainer kennengelernt – schüchtern, verlegen. Man sah ihm deutlich an, dass er hungrig war, doch er zögerte, ob er wirklich in den Abfall greifen sollte. … Seine rabenschwarzen Augen waren glanzlos geworden, seine Schultern eingesunken, seine Lippen aufgesprungen. Ich reichte ihm das erste Stück Essen, das ich aus dem Müll gezogen hatte; er zögerte, seine Augen füllten sich mit Tränen, seine Kehle schnürte sich zu. … Als er in das Maisbrot biss, das ich ihm gegeben hatte, tat er es, als wollte er es nicht verletzen – offensichtlich wusste er, was nan, Brot, bedeutet; undankbar war er also nicht. Ich drückte ihm noch ein paar Bissen in die Hand; zum ersten Mal lächelte er, und seine strahlend weißen Zähne erhellten sein Gesicht. Wir sprachen nicht dieselbe Sprache, doch es war nicht schwer, uns in der universellen Sprache der Güte zu verstehen.
Die Straße ist das letzte Zufluchtsort der Gefallenen, der Vertriebenen, der Heimatlosen, jener, in deren Innerem plötzlich etwas „knackt“, jener, die in den Zähnen eines erbarmungslosen Rades zermalmt werden. Dort erlebt man beides – die Freude, Mensch zu sein und Mensch zu bleiben, die Freude an Solidarität, am Teilen eines Stücks Brot; und zugleich den Schmerz des Verlassenwerdens, des harten Aufpralls am Boden. Auf der Straße zeigt sich das Schönste und das Abgründigste am Menschen. Doch es genügt nicht, „der Stimme“ der Straße zu lauschen – man muss selbst diese Stimme werden.
Denn die Straße ist Freiheit, und Freiheit ist auf der Straße.
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Details
Einband: Taschenbuch
Sprache: Türkisch
Erscheinungsjahr: 2025
Seitenzahl: 153
Maße (L/B/T): 19.6/13/1 cm
Gewicht: 140 g
Auflage: 1. Auflage
ISBN: 9786256742284
Hersteller:
Dipnot Yayınları
Selanik Caddesi 82/24
Kızılay Ankara
bilgi@dipnotkitap.com 
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Über Selahattin Demirtaş